Das Wichtigste in Kürze:
- Asbest in Bodenbelägen: Asbest wurde aufgrund seiner wärmedämmenden und robusten Eigenschaften in Bodenbelägen wie PVC-Böden mit Filzrücken (Cushion Vinyl) und Floor-Flex-Platten verwendet.
- Erkennung von Asbest im Boden: Die visuelle Identifizierung von Asbest im Boden ist schwierig, aber das Baujahr des Gebäudes kann ein Hinweis darauf geben.
- Gefahren von Asbestböden und sichere Entsorgung: Asbest im Boden birgt gesundheitliche Risiken, insbesondere bei beschädigten oder veralteten Belägen.
- Sichere Entsorgung: Die Entsorgung von Asbestböden sollte aus Sicherheitsgründen von zertifizierten Unternehmen durchgeführt werden.
Asbestboden: in diesen Bodenbelägen kommt er vor
Es gibt kaum Bereiche, in denen die ehemalige Wunderfaser Asbest nicht eingesetzt wurde – selbst Bodenbeläge und Fußböden blieben nicht verschont. Wie kam es dazu? Zum einen sind Asbestfasern hitzeresistent, was die Brandgefahr durch Asbest im Bodenbelag reduziert. Zum anderen verbessern sie die Wärmedämmung aufgrund ihrer isolierenden Eigenschaften. Darüber hinaus gelten sie als besonders widerstandsfähig und robust, was eine lange Lebensdauer der Produkte verspricht. Die Rechnung würde aufgehen, wären da nicht die hohen Gesundheitsrisiken.
Besonders betroffen von Asbest ist PVC Boden mit Filzrücken, auch als Cushion Vinyl bekannt, sowie Floor-Flex-Platten. Entgegen weit verbreiteter Annahme enthält echter Linoleum in der Regel kein Asbest. Wo wiederum Asbest vorkommen kann, ist in Estrich- und Zementböden sowie mittelbar bei Fliesen über asbesthaltigen Kleber.
Asbest in PVC Boden mit Filzrücken und Cushion Vinyl
Bei alten PVC-Böden mit Filzrücken, auch als Cushion Vinyl (CV) bzw. gepolstertes Vinyl bezeichnet, befindet sich häufig Asbestpappe unter dem Bodenbelag. Die Asbestpappe wirkt leicht verfilzt und ähnelt optisch einem grobfaserigen Karton. Aber lass Dich davon nicht täuschen: Der Asbest bei einem PVC Boden mit Filzrücken ist sehr schwach gebunden und dadurch extrem gefährlich. Bei leicht gebundenem Asbest können sich die krebserregenden Fasern auch ohne äußere Einwirkungen lösen und freisetzen. Aufgrund des hohen Risikos ist das Arbeiten an schwach gebundenen Asbestprodukten Privatpersonen gesetzlich untersagt.
Vinyl mit Asbest wurde vor allem als Bahnenware im Handel vertrieben und wurde in zahlreichen Wohnungen verlegt – sowohl lose als auch verklebt. Bei letzterem enthielt der Kleber ebenfalls häufig Asbest.
Auch wenn Cushion Vinyl ähnlich aussieht wie Linoleum, handelt es sich um unterschiedliche Bodenbeläge. Linoleum besteht aus natürlichen Materialien wie Leinöl, Harz, Jute sowie Holz- und Korkmehl besteht – und nicht aus PVC. Wenn von Linoleum und Asbest die Rede ist, ist damit meistens älterer PVC Boden gemeint. Echtes Linoleum hatte nur sehr selten Asbestbestandteile.
Floor-Flex-Platten mit Asbest
Anders als bei Cushion Vinyl ist Asbest bei Floor-Flex-Platten (auch als Vinyl-Asbest-Platten bekannt) als Füllstoff fest gebunden. Der geringere Asbestanteil von ca. 20 Prozent bei Floor-Flex-Platten sowie die feste Bindung sorgen dafür, dass von unbeschädigten Platten keine direkte Gefahr ausgeht. Problematisch wird es allerdings auch hier, wenn der Bodenbelag beschädigt wird oder sogar bricht. Und dafür ist die Gefahr bereits relativ hoch: Nach der starken Verbreitung in den 1970er Jahren sind die noch vorhandenen Asbestböden bereits viele Jahrzehnte im Einsatz und dem zunehmenden Verfall ausgesetzt. Hinzu kommt, dass Floor-Flex-Platten beim Einbau meistens geklebt wurden, häufig mit schwarzem Bitumenkleber. Letzteres enthielt früher ebenfalls Asbest.
Asbest in Teppich- und Fliesenkleber
Neben dem Bodenbelag selbst stellt auch Asbest in Teppich- und Fliesenkleber sowie Fugenmasse ein Problem dar. In Bezug auf PVC Boden, Vinyl und Floor-Flex-Platten ist vor allem schwarzer Bitumenkleber bzw. Klebstoff mit Teer relevant. Früher kamen zum Kleben der Floor-Flex-Platten zum Beispiel meist asbesthaltige Klebstoffe zum Einsatz. Allerdings ist alleine die schwarze Farbe von Klebern kein eindeutiger Hinweis auf Asbest, da schadstoffarmer Bitumenkleber auch heutzutage noch verwendet wird und ebenfalls eine schwarze Farbe hat. In Kombination mit einem der häufig mit Asbest belasteten Bodenbeläge sowie dem passenden Zeitraum ist ein Verdacht allerdings durchaus begründet.
Übrigens: Auch Spachtelmasse, Fugenmörtel sowie Fliesenkleber wurde in den Jahren 1970 bis 1990 häufig Asbest beigemischt. Die graue Farbe von Asbest Fliesenkleber und Co. unterscheidet sich nicht von gewöhnlichen Materialien, sodass Du eine Belastung nicht selbst feststellen kannst.
Woran erkennt man Asbest im Boden?
Asbest im Boden zu erkennen gestaltet sich sehr schwierig, da Asbest als Bestandteil zahlreicher Materialien keine eindeutigen Merkmale aufweist. Alles, was Du allgemein zu dem Thema wissen musst, haben wir im Beitrag Asbest erkennen ausführlich erklärt.
Das Problem bei Asbestböden: Optisch sind sie nicht von modernem PVC und Fußböden aus Linoleum bzw. Estrich zu unterscheiden. Einzig das Herstellungs- bzw. Einbaujahr kann helfen, Asbest im Boden zu erkennen. So wurde PVC Boden mit einem Asbest Filzrücken bzw. Cushion Vinyl Belag zum Beispiel besonders häufig in den 1970er und 1980er Jahren in Wohnungen verlegt. Beliebte Einsatzorte waren zum Beispiel Küche, Bad und WC.
Asbesthaltige Floor-Flex-Platten kamen wiederum vor allem zwischen 1950 und 1980 zum Einsatz. Sie zeichnen sich durch ihr sprödes, hartes Material aus und wurden früher als kleine, quadratische Fliesen produziert und verlegt. Sie befinden sich mittlerweile häufig unter einem anderen Bodenbelag. Charakteristisch ist eine unauffällige, marmorierte Farbgebung mit Wolken- oder Strichmustern.
Das Alter von Bodenbelägen kann auf ein Asbestvorkommen hindeuten, bleibt ohne Nachweis letztendlich aber immer nur eine Vermutung. So durfte zum Beispiel PVC mit Asbest noch bis 1993 verbaut werden. So kann Asbest grundsätzlich in und unter vielen Bodenbelägen vorkommen. Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass in diesen Jahren nur Asbestböden zum Einsatz kamen – lediglich die Chance ist unter gewissen Umständen höher. Gewissheit kann schlussendlich nur ein Asbesttest geben.
So gehst Du mit Asbest im Boden um
Die Gefahr von Asbestboden ist grundsätzlich niedriger als bei anderen Asbestprodukten, da die gesundheitsgefährdenden Fasern im Boden fest gebunden sind. Das heißt, ohne äußere Einwirkungen bleiben die Asbestfasern im Boden. Eine Ausnahme stellt PVC Boden mit asbesthaltigem Filzrücken dar, denn hier sind die Asbestfasern leicht löslich. Hier solltest Du zügig ein zertifiziertes Unternehmen mit der Sanierung beauftragen, denn Privatpersonen selbst ist das Arbeiten mit leicht gebundenem Asbest nicht erlaubt.
Abfallschlüssel (AVV) von Asbest
In der europäischen Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) werden asbesthaltige Baustoffe unter der AVV 17 06 05 geführt. Dämmmaterial, das Asbest enthält, fällt unter die AVV 17 06 01.
Aber auch bei den anderen Asbestböden kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem der Bodenbelag ausgetauscht werden muss. Wie Du Asbest sicher abbauen und entfernen kannst, erklären wir Dir ausführlich in diesem Beitrag: Asbest Demontage.
Asbest Boden herausgerissen – was jetzt?
Unsachgemäßes Arbeiten bzw. Schäden an asbesthaltigen Böden kann zur Freisetzung der krebserregenden Fasern führen. Wenn Du Asbest Boden herausgerissen hast, solltest Du umgehend Schutzmaßnahmen treffen. Dazu findest Du in unserem Beitrag „Asbest Vorschriften und Schutzkleidung“ einen ausführlichen Überblick.
Anschließend müssen die angefallenen Asbestabfälle sicher in staubdichte Big Bags verpackt und anschließend über einen Containerdienst wie entsorgo oder über eine Sondermülldeponie entsorgt werden.
